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Berufsreiterchampionat Dressur: Heiner Schiergen ungeschlagen

Auf dem Dressurviereck des Berufsreiterchampionats beim Herbstmeeting in Darmstadt-Kranichstein sah man Heiner Schiergen zum achten Mal zum Titel reiten. Dahinter reihten sich zwei neue Gesichter ein.

Dressurausbilder Heiner Schiergen kann mittlerweile eine eigene Vitrine füllen mit seinen Titeln, die er im Berufsreiterchampionat Dressur gewonnen hat. Dreimal wurde er Zweiter. Sieben Mal sicherte er sich bis 2023 den Titel Berufsreiterchampion. Heute kam der achte Sieg hinzu. „Das Berufsreiterchampionat ist eine tolle Sache. Der Pferdewechsel ist ganz besonders. Ich komme immer wieder gern hierher“, so der 55-jährige Dressurausbilder aus Krefeld in NRW.

Im Finale spielte Heiner Schiergen seine ganze Erfahrung aus. Auf J-Son erhielt er 70,139 Prozent. Auf den beiden Fremdpferden 69,333 (High Noon) bzw. 71,583 (Franco Salentino). Mit insgesamt 3799 Punkten war Heiner Schiergen der Titel sicher.

Berufsreiterchampionat Dressur: Sieg an Heiner Schiergen vor Pia Hesse-Wischerath und Ines Fleischmann. (© St.GEORG)

Beste Runde von Pia Hesse-Wischerath

Nur neun Punkte dahinter platzierte sich die fein reitende Pferdewirtschaftsmeisterin Pia Hesse-Wischerath aus Köln/Bonn. Die 30-Jährige, die bei den rheinischen Meisterschaften dieses Jahr Bronze gewann, zeigte mit Franco Salentino die beste Runde des ganzen Finales, die mit 73,750 Prozent belohnt wurde. Das Paar hatte sich über Platz zwei und den Sieg in der zweiten Qualifikation fürs Finale empfohlen. Pia Hesse-Wischerath hat ihre Ausbildung bei Ronald Roelans in NRW absolviert und betreibt seit drei Jahren ihre eigene Anlage zwischen Köln und Bonn.
Über Franco Salentino, kurz Franco, einen zwölfjährigen Rheinländer v. Feedback, sagt sie: „Er ist ein absolutes Verlasspferd, total kuschelig im Stall und ein richtiger Allrounder unter dem Sattel.“ Der zwölfjährige Wallach wurde als bestes Pferd des Finales ausgezeichnet.

Für Pia Hesse-Wischerath war es das erste Mal beim Berufsreiterchampionat. Ihr Eindruck: „Das Finale war sehr spannend und aufschlussreich. Wenn man nicht nur von unten sieht, wie andere reiten, sondern dann auch selbst im Sattel sitzt, kann man sehr viel mitnehmen.“

Aus dem Youngster- ins Grand Prix-Lager

Auch für Ines Fleischmann aus Ostrach (Baden-Württemberg) war es die erste Teilnahme am Championat mit den Berufskolleginnen und -kollegen. Im Ländle ist Ines Fleischmann, die bei Jörg Schrödter gelernt hat, als eine der führenden Jungpferdeausbilderinnen bekannt. In Darmstadt-Kranichstein qualifizierte sie sich mit High Noon, einem 13-jährigen Hannoveraner v. Heinrich Heine, über Platz vier und drei für das Finale mit Pferdewechsel, in dem sie phasenweise etwas mit ihrer Nervosität zu kämpfen hatte. „Es war interessant, ein Finale mit Pferdewechsel zu reiten“, so ihr Resümee. „Sich in so kurzer Zeit auf verschiedene Pferde einzustellen, ist eine Herausforderung – vor allem, wenn man sonst nur junge Pferde reitet.“ 3642 Punkte insgesamt bedeuteten am Ende Bronze.

BBR-Präsident Hannes Müller war vor Ort und „hochzufrieden“. Sein Fazit: „Wir haben guten Sport gesehen. Und vor allem neue Gesichter. Das zeigt: Die Jungen rücken nach. Das war spannender Sport bis zum Schluss.“

 

Berufsreiterchampionat Springen: Premierensieg für Jannes Schultewolter

Das Treppchen war jung besetzt beim Berufsreiterchampionat Springen. Erstmals fand es wie das Dressurchampionat im Darmstadt-Kranichstein statt. Ein Stechen musste am Ende entscheiden, wer die Schärpe bekommt.

Jannes Schultewolter und Kai Terhoeven-Urselmans machten es am Ende des Berufsreiterchampionats Springen in Darmstadt-Kranichstein noch einmal richtig spannend. Die beiden Finalisten hatten sich in drei Runden sowohl auf ihren eigenen Pferden als auch auf den beiden Fremdpferden keinen Fehler erlaubt. Erst nach einem Stechen nochmals auf den eigenen Pferden stand fest: Jannes Schultewolter ist Berufsreiterchampion Springen 2024.

Siegerehrung des Berufsreiterchampionats begleitet von stolzen Ponykindern: Jannes Schultewolter, Kau Terhoeven-Urselmans und Leonie Büttel. (© St.GEORG)
Der 26-Jährige ist Pferdewirt und arbeitet in einem Handelsstall. Gelernt hat er bei Klaus Reinacher, in den Sport hineingewachsen ist er auf dem Hof der Familie Sosath in Lemwerder. Zum Berufsreiterchampionat nach Darmstadt-Kranichstein hat er den zehnjährigen Holsteiner Wallach Zarlo v. Zirocco Blue mitgenommen. In den Qualifikationen belegten die beiden Platz sechs und Platz drei.

Finale Entscheidung zwischen zwei jungen Herren

Silber ging ebenfalls an einen Championatsneuling: Kai Terhoeven-Urselmans (28) aus Keppeln. Er arbeitet als Pferdewirt im elterlichen Betrieb, dem Hötzenhof in NRW. Dort gibt es das Rund-um-Paket: Zucht, Ausbildung, Vermittlung von Springpferden, Schulbetrieb und Reitferien. Seine Ausbildung absolvierte Kai Terhoeven-Urselmans im Stall von Paul Schockemöhle.
Im Finale saß er auf dem selbstgezogenen und selbstausgebildeten neunjährigen Coco Jamboo. Die beiden hatten die zweite Qualifikationsprüfung für sich entschieden.

Am Ende des Wochenendes gewann der rheinische Wallach v. Coco-Bongo Boy dann eine besondere Schärpe. Die für das beste Finalpferd im Berufsreiterchampionat. „Coco versucht immer, alles möglich zu machen. Er will immer alles geben. Ich bin unheimlich stolz, wie er hier für alle gekämpft hat“, lobte Kai Terhoeven-Urselmans seinen Sportpartner.

Bronze an Gravemeier-Schülerin

Leonie Büttel, geborene Jonigkeit, war die Dritte im Bunde. Sie hatte sich mit Midnight’s Lady, einer zehnjährigen KWPN Stute v. Douglas (Rousseau), über einen Sieg und Platz 4 in den Qualifikationsprüfungen einen Platz im Finale erritten. Die Stute kennt sie seit eineinhalb Jahren und sagt: „Es hat sehr viel Freude gemacht, sie unter den anderen Reitern zu sehen. Ich finde es toll, wie sie sich hier gezeigt hat.“
Die 30-Jährige ist schon länger im Geschäft. Nach einer erfolgreichen Zeit im Nachwuchslager (u.a. Siegerin beim Preis der Besten, Platz vier bei der Junge Reiter EM) nahm sie an mehreren Deutschen Meisterschaften und Nationenpreisen teil und startete beim Hamburger Derby. Sie reitet international bis Klasse S****. 2018 gewann sie Silber im Berufsreiterchampionat. In die Lehre gegangen ist Leonie Büttel beim früheren Bundestrainer Kurt Gravemeier. Gemeinsam mit ihrem Mann betreibt sie in Thüdinghausen einen Ausbildungs- und Turnierstall.

Im Finale musste sie nach zwei fehlerfreien Runden in ihrem letzten Durchgang mit Jannes Schultewolters Zarlo einen Abwurf in Kauf nehmen. Damit ließ sie den beiden Herren den Vortritt und gewann Bronze im Berufsreiterchampionat.