Auf dem Podium im Berufsreiterchampionat Vielseitigkeit in Marbach sah man zwei neue Gesichter. Die Schärpe sicherte sich die Pferdewirtschaftsmeisterin Nina Schultes. Premiere!
Im Rahmen der CCI4*-S Prüfung erreichte Nina Schultes den siebten Platz im Gesamtklassement, zweitbeste Deutsche. Damit war ihr der Sieg in der Berufsreiterwertung nicht mehr zu nehmen. Die 31-Jährige arbeitet auf dem Lohrbachhof im bayerischen Neuhütten und ist mehrfache bayerische Meisterin. Gelernt hat sie im Haupt- und Landgestüt Schwaiganger. In Marbach saß sie auf ihrem Routinier Grand Prix Iwest. Der 18-jährige DSP Wallach v. Grafenstolz wurde von Julia Mestern in den internationalen Sport gebracht. Sie förderte ihn bis auf Vier Sterne-Niveau und saß bis 2018 in seinem Sattel. Nina Schultes arbeitete sich mit Grand Prix Iwest von Rang 14 nach der Dressur (34,2 Minuspunkte) im Gelände auf Rang neun vor. Sie leisteten sich lediglich 3,6 Zeitstrafpunkte. Im abschließenden Parcours kamen 1,6 Punkte für Zeitüberschreitung hinzu. Machte insgesamt 39, 4 Minuspunkte.
„Ich bin angesichts des Starterfeldes ohne große Erwartungen nach Marbach gefahren“, so Nina Schultes. „Samstag Abend habe ich mich dann schon gefreut. Was Grand Prix Iwest im Gelände abgeliefert hat, war schon enorm. Und toll, wie fit er sich dann auch im Springen am Sonntag gezeigt hat. Der Gewinn im Berufsreiterchampionat hat einen sehr hohen Stellenwert für mich. Das ist nichts, was man mal nebenbei gewinnt.“
Bronze für Vanessa Bölting
Auch auf Platz drei im Berufsreiterchampionat gab es eine Premiere – für Vanessa Bölting. Die 44-jährige Pferdewirtschaftsmeisterin stand erstmals im Berufsreiterchampionatsfinale. Sie hat bei Fritz Lutter gelernt, war Junioren-Europameisterin und gewann die westfälische Meisterschaft 2024. Sie betreibt in Münster einen Zucht- und Ausbildungsstall. In Marbach saß sie auf dem selbst ausgebildeten 13-jährigen westfälischen Rock Forever-Sohn Ready to Go. Die beiden ließen sich nach einer Dressur mit 31,4 Minuspunkten im Gelände lediglich 16 Zeitstrafpunkte anrechnen. Den Parcours absolvierten sie ohne Fehler. Machte in Summe 47,4 Minuspunkte und Rang zwölf im Gesamtklassement.
Die dritte im Bunde: Silber für Anna Siemer
Zwischen die Siegerin und die Bronzemedaillengewinnerin schob sich Pferdewirtschaftsmeisterin Anna Siemer aus Luhmühlen. Die 42-Jährige saß auf ihrer bewährten Butt’s Avondale, mit der sie schon seit 2014 international an den Start geht. Die Hannoveraner Stute v. Nobre ist 18 Jahre jung. Die beiden galoppierten nach einer Dressur im Mittelfeld (35,4) flott durch’s Gelände (5,2 Zeitstrafpunkte). Im abschließenden Parcours fiel eine Stange, 44,6 Minuspunkte gesamt, Rang zehn im CCI4*-S.
Anna Siemer war hoch erfolgreich im Junioren- und Junge Reiter-Lager (Deutsche Meisterin, Team- und Vizeeuropameisterin). Im Seniorenlager lieferte sie u.a. eine fehlerfreie Geländerunde im CCI5*-L in Lexington/USA ab, belegte Platz sieben bei der DM, war im Olympiakader und auf der Reserveliste für Tokio und gewann EM Team-Silber. Ihre Pferdewirt-Ausbildung absolvierte sie in Warendorf. Im Berufsreiterchampionat gewann sie Silber, wie schon 2016.
Exzellente Bedingungen und gute Distanzen
Der Gesamtsieg in der CCI4*-S Prüfung ging an die Schwedin Louise Romeike auf Caspian. Ihr Endstand: 32,6 Minuspunkte. Dicht dahinter landete mit 33,4 Minuspunkten Malin Hansen-Hotopp mit Carlitos Quidditch K.
„Das waren lehrbuchreife Runden im Gelände und Springen und das Gelände war wirklich anspruchsvoll“, sagte Bundestrainer Peter Thomsen. „Wir hatten exzellente Bedingungen, der Boden war noch nie so gut! Kompliment an Bernd Backhaus, er hat sehr, sehr sicher gebaut, mit guten Distanzen, so dass man akkurat reiten musste.“ Der Geländechef Backhaus hatte den Reiterinnen und Reitern insgesamt 35 Aufgaben/Sprünge auf 3772 Metern gestellt.
Nicht ins Ziel des Geländekurses kam Michael Jung mit seinem Nachwuchspferd Solution II und muss damit ein weiteres Jahr auf seinen zehnten Titel im Berufsreiterchampionat Vielseitigkeit warten. Mit dem neunjährigen polnische Wallach hatte der Reitmeister Probleme an der letzten Kombination der Geländestrecke kurz vorm Ziel.
Auch Ingrid Klimke konnte ihrer Titelsammlung keinen weiteren hinzufügen, denn auch für sie und Siena Just Do It endete die Prüfung vorzeitig. Für die Stute wurde eine Verweigerung am letzten Sprung des ersten Wasserkomplexes (9c) verzeichnet. An 17a und b, zwei Ecken, hatte das Paar dann ein „Breakable Device“, eine gebrochene Sicherung, sowie zwei weitere Verweigerungen.
Alle Ergebnisse im Detail gibt’s hier.